Felsrückwände - Rückwandgestaltung für Wüsten- und Steppenterrarien

Grundlegendes

Der Gestaltungsspielraum für Rückwände eines Wüstenterrariums ist sehr groß und der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt. Wer ein wenig im Internet sucht, wird schnell feststellen, dass nicht nur naturnahe Rückwände, sondern auch fantasievolle und teils gewöhnungsbedürftige Rückwände gang und gäbe sind. Alle vereint jedoch eines: sie müssen strapazierfähig und langlebig sein. Zudem sollten sie, je nach gehaltener Tierart, auch auf die Bewohner eingehen. Im nachfolgenden Beispiel behandle ich den Bau einer Rückwand für das Terrarium meiner Hemidactylus triedrus.

Nahezu alle Rückwände im Bereich der Wüstenterrarien werden mit Fliesenkleber gestaltet. Bei diesem ist darauf zu achten, dass er nicht mit Fungiziden oder Algiziden versetzt ist, noch sonstige Additive enthält, die später den Tieren schaden könnten.
Fliesenkleber haftet, ebenso wie 2K PU Kleber, nur bedingt bis gar nicht an PVC Platten. Daher dient hier das Styrodur als erste tragfähige Ebene, die an die Rückwand geschraubt wird. Anschließend wird das Styropor mit Messer und Heißluftföhn modelliert und unter Zuhilfenahme von Silikon und Zahnstochern an die Styrodurplatten geklebt. Mit weiteren Stücken verschiedenster Form und Größe können nun Vorsprünge, Spalten und eine Felsenoptik modelliert werden, welche später mittels Fliesenkleber und Farbe ein naturnahes Ergebnis widerspiegelt. Die Spalten zwischen den Styroporstücken werden mit Bauschaum ausgeschäumt um ein realistischeres Ergebnis zu erhalten. Sollte der Bauschaum zu stark aufquellen, kann er mittels Messers wieder entfernt, oder anderweitig in Form gebracht werden.

Beschichtung mit Fliesenkleber

Nachdem der Bauschaum ausgehärtet und alles seine endgültige Formgebung gefunden hat, wird nochmals alles mit einer Drahtbürste aufgeraut. Den Fliesenkleber rühre ich stets von Hand in kleinen Mengen in einer Schüssel an. Die Konsistenz sollte so gewählt sein, dass er gut haftet, sich dabei aber mit einem Pinsel oder der Hand verstreichen lässt.
Insgesamt werden drei Schichten Fliesenkleber aufgetragen. Eine Basisschicht, eine etwas dickere Modellierschicht sowie eine letzte Schicht um letzte Fehler und Verläufe auszubessern. Bis auf den Boden wird nun die gesamte Rückwand mit einer ersten, dünnen Schicht bedeckt. Diese erste Schicht fungiert als Haftgrundlage für weitere Schichten. Sobald die erste Schicht durchgetrocknet ist, kommt die eigentliche Modellierarbeit. Größere Löcher und Kuhlen stopfe ich direkt mit etwas dicker angerührtem Fliesenkleber, der mit der Hand eingedrückt wird. Ebenso nutze ich lieber die Hände zur Modellierung von Felsen, als den Pinsel. Der kommt nur bei flachen Ebenen zum Einsatz oder um die letzte Schicht Fliesenkleber aufzubringen. Ich empfehle darauf zu achten, dass keine scharfkantigen oder spitzen Verläufe entstehen, sondern alles möglichst glatt ist. Hierzu streiche ich mit einem angefeuchteten Pinsel behutsam über die Rückwand.  Die heißen Sommermonate eignen sich in Verbindung mit einem Ventilator sehr gut dazu, den Fliesenkleber schnell trocknen zu lassen um anschließend weitere Schichten aufzutragen. Für diese Rückwand waren circa 25kg Fliesenkleber nötig.

Farbgebung und Finish

Die Rückwand sollte vor der weiteren Bearbeitung absolut trocken sein. Eingeschlossene Feuchtigkeit führt zu Rissen oder einem Bakterienhort. Etwa eine Woche sollte der Rückwand dafür Zeit gegebenen werden.  Mittels Voll-& Abtönfarbe wird nun die Grundfärbung kreiert. Dazu wird die Farbe, in meinem Fall ein Ziegelrot,  etwa 1:4 mit Wasser vermischt sodass die Farbe tief in das Matherial einsickern kann. Hierdurch lassen sich sehr realistische Farbverläufe verwirklichen, die mit einer deckenden Farbschicht nicht möglich und zu künstlich wirken würden. Hier ist ein wenig experimentieren angesagt. Für gewöhnlich reicht bereits ein Farbanstrich aus um eine passende Grundfärbung zu erhalten! Schattige Bereiche bekamen stellenweise einen zweiten Anstrich, um eine gewisse Tiefenwirkung zu erzielen. Nach Erreichen eines stimmigen Ergebnisses,  wurde unter Zuhilfenahme eines kleinen Borstenpinsels und  der Farben Sandbraun sowie Weiß die Highlights durch Trockenpinseln gesetzt. Dazu wurde der Pinsel in die Farbe getaucht und auf einem Stück Papier ausgestrichen, sodass kaum noch Farbe an den Borsten anhaftete.

  • Ausgebesserte Stelle

Anschließend wurde mit schnellen Bewegungen und ohne Druck auszuüben über Ecken und Kanten gestrichen um die natürlichen Erosion darzustellen. Auch hier wurden die Farben zuvor mittels Wasser stark verdünnt. Auch hier ist experimentieren nötig um ein stimmiges Ergebnis zu erhalten.
Stellen, an denen die Farbe zu kräftig wurde oder bei Nichtgefallen, können mit ein bis zwei Schichten wässrigem Fliesenkleber wieder „ausgegraut“ werden.

Um die Rückwand vor Abrieb und Feuchtigkeit zu schützen, insbesondere da im Terrarium eine Nebeldüse verbaut wurde, bekam die Rückwand zusätzlich noch einen feinen Anstrich aus dünnflüssigem Epoxydharz. Hierbei ist darauf zu achten, dass das Harz gut in die Poren der Rückwand eindringt und keine zu starke Schichtdicke aufgetragen wird. Nach diesem Finish hat die Rückwand leider einen sehr glänzenden, künstlichen Touch. In einem solchen Fall kommt das in Deutschland sehr kalkige Leitungswasser zum Einsatz. Es wird mehrfach sehr warmes Leitungswasser mit einem Drucksprüher auf die Rückwand gesprüht um mittels des Kalkniederschlags eine matte Oberfläche zu verwirklichen. Dieser Vorgang dauert seine Zeit, das Ergebnis stellt sich jedoch von selbst ein.

Abschließend ein Bild des Endergebnisses. Leider glänzt die Rückwand noch sehr stark. Dies wird sich aber mit der Zeit ändern. Auf jeden Fall fällt mein Fazit für die Rückwand sehr positiv aus. Sie ist sehr strapazierfähig, Wasserabweisend aber wirkt dabei dennoch natürlich.